Katastrophenschutz

„Die Zeitenwende fordert auch uns Malteser“

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Frank Lütke
Regelmäßige Übungen wie hier in Eschweiler gehören für den Katastrophenschutz dazu. Künftig soll er noch besser auf drohende Gefahren vorbereitet sein.

Frank Drescher, Leiter Entwicklung der Einsatzdienste in der Malteser-Zentrale, bringt so einfach nichts aus der Ruhe. Aber die von Bundeskanzler Olaf Scholz viel zitierte Zeitenwende seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 beschäftigt auch ihn - und die Malteser als Hilfsorganisation. Besser gesagt: Sie werden immer stärker gefordert. Denn die dynamische weltpolitische Lage gibt den Takt vor.

Experten sprechen von einem Zeitraum von drei bis acht Jahren, die Deutschland bleiben, um sich neu und besser für Bedrohungen aller Art aufzustellen. Aktuell wäre Deutschland einer militärischen Aggression beispielsweise nicht gewachsen. Im Operationsplan Deutschland, der als Antwort auf den Krieg in der Ukraine zum militärischen und zivilen Schutz Deutschlands vom Verteidigungs- und Innenministerium im Frühjahr geschrieben wurde, wird deutlich, dass die Hilfsorganisationen dabei eine wichtige Rolle in der Gesamtverteidigung spielen müssen, denn die Bundeswehr alleine ist dazu nicht in der Lage, Nato-Verpflichtungen und Landesverteidigung alleine zu leisten.

Stärkung und Entwicklung der Notfallvorsorge

„Die Malteser haben bereits 2022 vor dem Hintergrund der jüngsten Krisen nach Corona und der Flut-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW sowie dem Krieg in der Ukraine das Projekt Benefacio ins Leben gerufen, um Lehren zu ziehen und um als Organisation handlungsfähiger zu werden“, so Drescher. „Für uns zeigte sich zu dem Zeitpunkt nämlich einmal mehr, wie notwendig permanenter Ausbau und Modernisierung des Bereiches Notfallvorsorge und Katastrophenschutz sind. Mit Benefacio werden wir in den kommenden Jahren, im Rahmen eines strukturierten Prozesses, die Stärkung dieses Bereiches durchführen.“

Im Mittelpunkt der insgesamt zwölf Projektgruppen stehen die Bestärkung und Entwicklung der Notfallvorsorge für die Abwehr von Krisen innerhalb und außerhalb der Malteser. „Es geht uns bei diesem Prozess also nicht vorwiegend um Investitionen in Gerätschaften, sondern um einen Strukturwandel, innerverbandliche Fähigkeiten zur Krisenfähigkeit und Resillienz im gesamten Malteser-Verbund“.

Einheitliche Kernfähigkeiten

Das Ziel von Benefacio ist ambitioniert. Das weiß auch Drescher. Aber über 120 haupt- und ehrenamtliche Malteser arbeiten konzentriert und engagiert mit. So müssen alle Regionen und die angegliederten Diözesen schon möglichst bald über einheitliche Kernfähigkeiten verfügen und zum Einsatz bringen können wie sanitätsdienstliche und medizinische Versorgung, Betreuungsleistungen und Verpflegung, PSNV und natürlich Risiko- und Krisenmanagementfähigkeiten inklusive der dafür nötigen Führungsfähigkeit auch auf der Bundesebene.

Obwohl es Benefacio schon seit zwei Jahren gibt und das Projekt 2023 an Fahrt aufnahm, ist es noch nicht ausreichend bekannt innerhalb des Malteser Verbundes. Das soll sich ändern, denn wenn es nach Frank Drescher geht, müssen alle haupt- und ehrenamtlichen Malteser ihre Potenziale als Angehörige einer Hilfsorganisation hinterfragen und trainieren. „Die Malteser haben sich in ihrer über 900-jährigen Geschichte immer wieder neu erfinden können und müssen. Auch Jetzt ist wieder so eine Zeitenwende, die unsere ganze Aufmerksamkeit und Kraft, aber auch die Anpassung an die Herausforderungen der Zeit fordert“, ist Drescher überzeugt.